Corona – Bedeutung der Mitarbeitenden während einer Krise

Symbolbild

Mitarbeitende als Ressource

Die Coronakrise hat uns alle vor neue Herausforderungen und Veränderungen gestellt, sowohl auf der Seite der Unternehmen, als auch auf der Seite der Mitarbeitenden. Die Rolle der Mitarbeitenden in der Bewältigung der Ausnahmesituation und für die anschliessende Weiterentwicklung des Unternehmens wird unseres Erachtens in der fachlichen Diskussion und von der Berichterstattung zu wenig beleuchtet. Dieser Beitrag formuliert Überlegungen dazu, welche Stellung die Mitarbeitenden im weiteren Verlauf der Coronakrise haben könnten und auf welche Art und Weise sie als zentrale Ressource und sogar treibende Kraft in die weiterführenden Prozesse eingebunden werden könnten.

  • Der Wissenschaftler Jared Diamond (2019) beschreibt Faktoren für einen erfolgreichen Umgang mit Krisen, welche sich auf Individuen, Organisationen und Gesellschaften anwenden lassen. Die zentralen Unternehmenswerte und die Ich-Stärke stellen dabei einen Bezug zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden dar und können auf die momentane Coronakrise angewendet werden. Die zentralen Unternehmenswerte sollten während der Krise nach innen und nach aussen kommuniziert, sichtbar gelebt und somit spürbar gemacht werden. Dies ermöglicht es Unternehmen, auch in der Krisenzeit einerseits den Mitarbeitenden, andererseits den Kundinnen und Kunden eine klare Orientierung zu geben. So setzen viele Unternehmen im Moment darauf zu kommunizieren, dass der Zusammenhalt ein essentieller Wert des Unternehmens ist – man unterstützt sich gegenseitig, auch in schweren Zeiten. Die positiven Aspekte und Werte der Unternehmen können für den Aufbau der Ich-Stärke des Unternehmens dienen. Den Mitarbeitenden kann es helfen, sich auf die Unternehmenswerte und auf die Stärken der Organisation zu besinnen, um in der Krise motiviert zu bleiben, um die nötigen Veränderungen vorzunehmen und sich speziell in der Krise zu engagieren. Beispielsweise können Brainstorming-Sessions mit allen Mitarbeitenden durchgeführt werden, um neue Ideen für Veränderungsprozesse zu generieren. Die Besinnung auf Unternehmenswerte und Stärken kann also insoweit von Vorteil sein, als dass sie Mitarbeitende ans Unternehmen binden und sich in Krisenzeiten aktiv fürs Unternehmen engagieren.
  • Durch die Coronakrise musste die Arbeit weitgehend ins Homeoffice verlegt werden. Auch wenn sich manche darüber freuen werden, wieder ins Büro zu dürfen, wird die Coronakrise die Legitimierung des Homeoffice im Allgemeinen gefördert haben. Homeoffice kann auch auf Arbeitgeberseite einige Vorteile mit sich bringen, wie beispielsweise Kosteneinsparungen durch den Abbau von Büroflächen. Neben den viel berichteten Schwierigkeiten, wie die fehlende Interaktion mit Arbeitskollegen/innen, oder die Vermischung zwischen Privatem und Arbeit, wurden den Mitarbeitenden jedoch auch einige Vorteile bewusst, wie beispielsweise das Einsparen des Arbeitsweges (v.a. für Pendlerinnen und Pendler), als auch die autonome Arbeitsweise und Zeiteinteilung. So dürfte das Thema Homeoffice für viele auch nach Corona ein Thema bleiben und sich weiterführend etablieren und somit eine autonomere Gestaltung der Arbeit auf Seiten der Mitarbeitenden ermöglichen. (Siehe auch iafoBlog März 2017 «Home-office – Jonglieren zwischen Mails und Windeln», Leitfaden zu mobil-flexiblem Arbeiten)
  • Viele Unternehmen mussten aufgrund der momentanen Coronakrise ihr Geschäft umstellen, wobei die gewählten Strategien flexibel gestaltet wurden, um sich den immer wieder ändernden Vorgaben des Bundes anzupassen, und um als Organisation somit handlungsfähig zu bleiben. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zahlt sich auch in nicht Krisen-Zeiten aus. Ein kompetenter Umgang mit agilen Methoden und Organisationsformen, welche Flexibilität und die schnelle Anpassung auf wechselnde Umweltbedingungen und auf die Anpassung der Bedürfnisse der Kunden ermöglichen, kann hier hilfreich sein. Ein Unternehmen, welches als Teil der eigenen Handlungskompetenzen auch auf agile Arbeitsweisen zurückgreifen kann, ist nicht nur in Krisenzeiten im Vorteil. Auf der Seite der Mitarbeitenden ermöglicht agiles Arbeiten eine Erhöhung der Autonomie, des Feedbacks und der Ganzheitlichkeit der Aufgaben. Diese Vorteile wirken sich wiederum positiv auf persönliche Entwicklungsprozesse und auf die Motivation aus. Für die Implementierung von agilen Arbeits-und Organisationsstrukturen genügen nicht lediglich das Einsetzen von agilen Arbeitsmethoden. Sie erfordert eine entsprechende Kultur/Haltung im Unternehmen, welche aus den agilen Prinzipien abgeleitet werden kann und ein agiles Mindset ermöglicht. Dieses Mindset ist notwendig für die Implementierung von agileren Arbeits- und Organisationsstrukturen und setzt die Mitarbeitenden in den Fokus.  Einen Shift des Unternehmens hin zu agilen Arbeitsformen bringt also viele Vorteile, sowohl auf Unternehmensseite als auch auf Seite der Mitarbeitenden.   
  • Die Wiederaufnahme des „normalen“ Betriebes nach Corona wird eine anspruchsvolle Zeit werden. Viele werden die wiedererlangte Alltagsroutine wertschätzen, für viele wird es jedoch auch Schwierigkeiten mit sich bringen, die Leistung nach mehreren Wochen in der Quarantäne von 0 wieder auf 100% zu fahren. Die durch die momentane Krise ausgelöste Entschleunigung hat für viele Mitarbeitenden auch eine persönliche Krise ausgelöst und/oder viele persönliche Prozesse in Gang gesetzt. Vielen Mitarbeitenden wurde durch die Entschleunigung wieder bewusst, welche Werte für sie im Mittelpunkt stehen und sie haben vielleicht so auch gemerkt, dass sie einiges privat und beruflich ändern möchten. Somit ist es für Unternehmen und Führungspersonen umso wichtiger, jeden einzelnen Mitarbeitenden abzuholen und seine/ihre Bedürfnisse in allen Schritten nach Corona zu klären und in Gesprächen nachzufragen, was die Mitarbeitenden in den neuen Lebenssituationen brauchen.

Der Miteinbezug der Mitarbeitenden bei der Gestaltung der durch die Coronakrise veränderten Prozesse sind für eine nachhaltige Unternehmensführung und für zufriedene Mitarbeitende zentral. Die Bedürfnisklärung und das Abholen jedes einzelnen Mitarbeitenden sind im weiteren Verlauf der Coronakrise unabdingbar und führen dazu, dass sich Mitarbeitende ans Unternehmen binden und als Ressource eingesetzt werden können. Vermehrt gehen Organisationen dazu über, die Ressource «Mitarbeitende» zu nutzen, um im Rahmen von Mitarbeitendenbefragungen zur aktuellen Krisensituation zu wertvollen Erfahrungen und Erkenntnissen zu kommen. Es gilt die Learnings aus der Krise sichtbar zu machen und in die Nach-Corona-Zeit zu überführen. Das iafob unterstützt solche Prozesse und versucht, selbst aus den gemachten Erfahrungen zu lernen.

Inspirationen:

Bartonitz, M., Lévesque, V., Michl, Th., Steinbrecher, W., Vonhof, C., Wagner, L. (Hrsg.) (2018). Agile Verwaltung – Wie der Öffentliche Dienst aus der Gegenwart die Zukunft entwickeln kann.

Diamond, J. M., Vogel, S., Warmuth, S. (2019) Krise: Wie Nationen sich erneuern können. Frankfurt am Main: Fischer.

Hofert, S. & Thonet, C. (2019). Der agile Kulturwandel. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Suppiger, P. (2020) Es kann jeden treffen – Die Kommunikation im Ernstfall. Organisationsentwicklung, (1), 41-45.

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